Was erwartet einen Hausarzt im Emsland?
Weiterbildungsgesellschaft „Meilenstein“ wirbt um Nachwuchs
Lingen. Junge Leute auf dem Weg zum Medizinstudium, Studierende der Humanmedizin sowie Ärztinnen und Ärzten aus Krankenhäusern und Arztpraxen im Landkreis Emsland kamen im Lingener Ludwig-Windthorst-Haus zur zweiten Fachtagung der Weiterbildungsgesellschaft „Meilenstein“ zusammen. Die vom Landkreis Emsland initiierte Weiterbildungsgesellschaft warb mit dieser zweitägigen Veranstaltung um Nachwuchs für den attraktiven Beruf des Arztes.
Nach der Begrüßung durch Henni Krabbe, Sozialdezernentin beim Landkreis Emsland, und Dr. Michael Reitemeyer, Leiter des Ludwig-Windthorst-Hauses, führte Rolf Amelsberg, Geschäftsführer der Weiterbildungsgesellschaft „Meilenstein“, mit aussagekräftigen Zahlen und Fakten in das Thema „Hausärztliche Versorgung im Landkreis Emsland“ ein. So hegen nach einem Berufsmonitoring von 2010 nur noch 38 Prozent der Medizinstudenten den Wunsch, sich später als Hausärztin oder Hausarzt mit eigener Praxis niederzulassen. Aber mehr als 80 Prozent der Befragten wollen in ihre Heimatregion oder zumindest in ihr Heimatbundesland zurückkehren. Diese Zahlen belegten, dass die Bemühungen des Landkreises Emsland, den Kontakt zu emsländischen Studierenden zu halten und sie so nach Abschluss ihres Studiums wieder zur Rückkehr ins Emsland zu bewegen, große Erfolgsaussichten haben, betonte Amelsberg.
Im Anschluss schilderte Dr. Sebastian Bork, angestellter Facharzt für Allgemeinmedizin am Medizinischen Versorgungszentrum Holthausen-Biene, die Tätigkeiten und Aufgaben eines Hausarztes in einer ländlichen Region. Das Wirken eines Hausarztes sei nicht auf die Behandlung von Krankheiten beschränkt, sondern begreife den Patienten als Ganzes mit all seinen Problemen.
Dr. Mario Richter richtete den Blick auf die Situation in den emsländischen Krankenhäusern. Zunächst brachte er den Zuhörern die emsländische Krankenhauslandschaft mit den Kliniken in Papenburg, Sögel, Meppen, Haselünne, Lingen und Thuine näher. Anschließend zeigte er auf, welche Fachrichtungen zu den Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung zählen und daher in einer Verbundweiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin heran gezogen werden können. Aus den Angeboten der emsländischen Krankenhäuser und entsprechend der geltenden Weiterbildungsordnung entwickelte er abschließend mögliche Curricula für eine strukturierte Weiterbildung in der Facharztrichtung „Allgemeinmedizin“. Diese könne in Form eines Baukastensystems nach den individuellen Vorlieben der Bewerber zusammen gestellt werden, sagte er und griff damit die Anregung des Landkreises Emsland auf, den jungen Ärzten nach Studienabschluss eine verbindliche, gut abgestimmte Weiterbildung anbieten zu können.
Barbara Janssen, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Urologie aus dem ostfriesischen Ihlow, schilderte aus ihrer langjährigen Erfahrung als Hausärztin auf dem Land die zahlreichen Vorzüge, aber auch die Nachteile einer solchen Tätigkeit. Oliver Christoffers, Geschäftsführer der Bezirksstellen der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, erläuterte die Systematik der Bedarfsplanung, die auch zukünftig die Grundlage für eine Sperrung oder Freigabe von Kassenarztsitzen in einer Region bilden werde.
Der Termin für die dritte Fachtagung der Weiterbildungsgesellschaft „Meilenstein“ steht auch schon fest: Vom 23. bis 24. März 2012 wird sie im Jugend- und Kulturgästehaus „An der Koppelschleuse“ in Meppen stattfinden.